In meinem neuen Bildband Südtirol & Dolomiten findet sich neben hunderten anderen ein Bild, auf das ich immer wieder angesprochen werde. Du siehst es oben. Das Foto war übrigens auch schon in der Endauswahl des renommierten IMS-Awards, dass unter zehntausenden Einsendungen das internationale Bergfoto des Jahres krönt. Zu sehen ist die Seceda samt Geislerspitzen unter einem Regenbogen. Sec-was, fragst du dich vielleicht jetzt?
Seceda – wo Fotografen-Träume wahr werden
Die Seceda ist ein 2.519 m hoher Berg in Südtirol, auf der Sonnenseite von Gröden. Der legendäre Gipfel ist Teil des Naturparks Puez-Geisler und des UNESCO-Weltnaturerbes und beheimatet einen der spektakulärsten Ausblicke der Dolomiten überhaupt. Einmal oben angekommen, erwartet einen ein atemberaubender Rundumblick auf die Stars der Dolomiten. Zum Berühren nahe sind die bizarr gezackten Geislerspitzen. Ebenso sieht man Langkofel, Plattkofel und Rosszähne über der Seiseralm. Oder den wuchtigen Sellastock, der sich gleich der Mauer in Game of Thrones steil über Wolkenstein in den Himmel erhebt. In der Ferne sind sogar die schroffen Gipfel der Pala-Gruppe zu erkennen.
Am Ende der Welt – eine spektakuläre Abbruchkante
Noch beeindruckender ist aber ist der Berg selbst, bzw. dessen westliche Flanke, die abrupt an einer steilen Abbruchkante endet. Man könnte denken, die Welt wäre direkt hier zu Ende. Als wäre das nicht spektakulär genug, bauen sich direkt dahinter die bizarren Spitzen des Geislermassivs auf, im Vordergrund die Fermeda-Türme, dahinter Furcheta und Sas Rigais. Die Abbruchkante erlaubt auch einen schulbuchmäßigen Blick in Vergangenheit. Hier stapeln sich fein säuberlich geschichtet die Sedimente verschiedenster Erdepochen auf.
Drama pur – Seceda trifft auf Gewitter
Als ich mich eines Abends den extrem steilen Weg von der Seceda Alm hinauf gequält hatte, ertrank meine Hoffnung auf einen roten Sonnenuntergang im strömenden Regen. Stattdessen kam ich in ein Gewitter, was angesichts der exponierten Lage ziemlich nervenaufreibend war. Ich entschloss mich trotz der widrigen Bedingungen zu bleiben. Kurz vor Sonnenuntergang hörte plötzlich der Regen auf, kleine Wolkenlücken taten sich auf und vereinzelte Strahlen der Abendsonne tauchten die Seceda in glühend-goldene Farben. Als dann noch ein Regenbogen über dem Massiv erschien, war das Fotografenglück perfekt und alle Strapazen vergessen.
Tipps für Fotografen zur Seceda-Alm
Auf Grund des einmaligen Panoramas ist die Seceda zu einem wahren Hot-Spot für uns Fotografen geworden. Allerdings ist es auf Grund der exponierten Lage gar nicht so einfach, die Kulisse in spektakulärem Licht zu fotografieren.
Grundsätzlich kann man den Gipfel zwar sehr einfach mit der Seilbahn erreichen. Allerdings verkehrt diese – wie die meisten anderen Seilbahnen – nur zu ziemlich fotoungünstigen Zeiten, das heißt erst spät nach Sonnenaufgang bzw. viel zu früh für den Sonnenuntergang. Zudem ist die Seilbahn auch nur für einige Monate in Betrieb und die Saison endet meist im September. Möchte man die Kulisse zu den besten Foto- und Jahreszeiten ablichten (siehe auch meinen Artikel mit meinen Landschaftsfotografie Tipps, Abschnitt Licht), braucht es etwas größerer Anstrengung.
Entweder man nimmt sich ein Zelt mit und übernachtet oben, was aber eigentlich nicht erlaubt ist. Oder man bemüht sich um eines der raren und begehrten Zimmer auf der darunter liegenden Seceda-Alm. Von dort hat man dann aber einen extrem steilen, schweißtreibenden Fussmarsch hinauf zu bewältigen. Ich empfehle trotzdem letzteres.
Wie aus der Werbung – die Seceda-Alm
Ich empfehle dir letzteres. Schon allein deshalb, weil auch die Seceda-Alm an sich durchaus einen Besuch wert ist. Sie ist der Inbegriff eines Alpen-Idylls und erinnert mit ihren saftig grünen Hügel, den steilen, von Wildblumen überwachsenen Hängen, kleinen Weihern und rustikalen Hütten und der umliegenden Bergwelt an das Auenland. Oder Heidi. Also schon wieder ziemlich cineastisch.