Die Weitwinkel-Fotografie verspricht episch-beeindruckende Landschaftsbilder. In diesem Artikel bekommst du praxisnahe Tipps zu Bildaufbau, Standortwahl, typischen Fehlern und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für spektakuläre Aufnahmen mit dem Weitwinkelobjektiv.
Inhaltsverzeichnis
- Warum Weitwinkel Fotografie so beliebt ist
- Was ist eigentlich ein Weitwinkelobjektiv?
- Die Besonderheiten der Weitwinkel Fotografie
- Typische Einsatzgebiete für Weitwinkel-Fotografie
- Der optimale Standort für Weitwinkel-Aufnahmen
- Schritt für Schritt zu deiner perfekten Weitwinkel-Fotografie
- Fazit: Weitwinkel-Fotografie – ein Werkzeug für epische Landschaftsbilder
Warum Weitwinkel Fotografie so beliebt ist

Weitwinkel-Objektive werden auf Grund ihrer speziellen Abbildungseigenschaften häufig und mit Vorliebe in der Landschaftsfotografie genutzt, aber auch gern für Architektur-Aufnahmen verwendet. Richtig eingesetzt gelingen mit ihnen besonders plastische, ausdrucksstarke und dramatische Bilder. Mit ihnen fängst du gewaltige Panoramen ein, betonst spannende Vordergründe und erzeugst einen dramatischen Tiefeneindruck. Richtig eingesetzt, verleihen dir diese Weitwinkel-Objektive die Möglichkeit, deine Landschaftsbilder episch wirken zu lassen.
Doch Vorsicht: ein Weitwinkel ist kein Allheilmittel, sondern verlangt ein bewusstes Vorgehen. In diesem Artikel zeige ich dir, was du über Weitwinkelobjektive wissen musst, wo ihre Stärken liegen, welche typischen Fehler du vermeiden solltest und wie du Schritt für Schritt beeindruckende Weitwinkelfotos machst.
Was ist eigentlich ein Weitwinkelobjektiv?

Objektive unterscheiden sich vor allem durch ihre Brennweite, gemessen in Millimetern. Diese bestimmt den Bildwinkel, der aufgenommen werden kann und damit auch, wieviel auf dem Foto zu sehen ist und wie groß es abgebildet wird.
Ein 14-mm-Objektiv bildet zum Beispiel an einem Kleinformatsensor ein Bildfeld von 104° ab, ein 300-mm-Objektiv nur noch enge 8°. Am selben Sensor führt eine kürzere Brennweite also zu einem weiteren Bildwinkel. Objektive, die in etwa dem scharfen Sichtfeld des menschlichen Auges entsprechen, nennt man Normalobjektive. Nach einem internationalen Standard entspricht ihre Brennweite der Diagonale des Sensors/Films und liegt damit bei etwa 50 mm und 47° Bildwinkel beim Kleinformat.
Als Weitwinkel bezeichnet man alle Objektive, die eine kürzere Brennweite als Normalobjektive und damit einen größeren Bildwinkel haben. Spezialformen davon sind das Ultraweitwinkel mit Brennweiten unter 24 mm und das Fisheye, dass mit seiner stark gewölbten Frontlinse einen Bildwinkel von extremen 180 ° und mehr aufnimmt.
Die Besonderheiten der Weitwinkel Fotografie

Die speziellen Charakteristika von Weitwinkelobjektiven sind Segen und Fluch zugleich für uns Fotografen. Der größere Bildwinkel führt dazu, dass deutlich mehr von der Naturkulisse auf dem Bild zu sehen ist als bei Normalobjektiven. Weitwinkelbilder wirken oft episch und überwältigend, da sie das natürliche Sichtfeld des menschlichen Auges übersteigen. Der Nachteil ist allerdings, dass solche Fotos sehr viele Bildelemente und Informationen enthalten und damit schnell überladen und kleinteilig wirken können, wenn man sie nicht mit Bedacht aufnimmt.

Dies wird dadurch verstärkt, dass Hintergrundelemente deutlich kleiner abgebildet werden als nahe gelegene Elemente. Andererseits sorgt dies aber für einen plastischen Tiefeneindruck, den wir in der Landschaftsfotografie meist anstreben. Nahe Motivelemente erscheinen zudem überdimensional groß. Dies verstärkt die räumliche Wirkung zusätzlich und sorgt für eine Extraportion Drama. Durch den reduzierten Abbildungsmaßstab verfügen Weitwinkel über eine höhere Schärfentiefe. Dies ist ein Vorteil, von dem das Bild vor allem bei nahen Vordergründen profitiert.

Ein typisches Problem weitwinkliger Objektive ist auf Grund ihrer gewölbten Linse auch die tonnenförmige Verzeichnung. Diese führt dazu, dass sich das Bild zu den Rändern hin nach außen wölbt. Bei geneigter Aufnahmeperspektive kommt die Verzerrung hinzu. Dieser optische Effekt, der bei Weitwinkeln besonders ausgeprägt ist, führt zu stürzenden Linien. Die Kanten von Bäumen, Häusern und andere hohe Objekte scheinen dann auf dem Bild nach oben hin aufeinander zuzulaufen. Außerdem besteht eine höhere Neigung zu Randabschattungen (Vignettierung). Hochwertige Objektive sind heute aber oft so gut korrigiert, dass kaum noch Verzeichnung und Vignettierung auftritt. Diese Effekte kann man zudem in der Bildbearbeitung recht unkompliziert beseitigen, sofern sie nicht erwünscht sind. Die Verzerrung kann zudem auch gestalterisches Mittel genutzt werden.
Typische Einsatzgebiete für Weitwinkel-Fotografie

Oft liest man, dass Weitwinkel die am besten geeignetsten Landschaftsobjektive sind. Diese Aussage ist mit Vorsicht zu genießen, denn Weitwinkel sind spezielle Objektive für spezielle Situationen. Sie sind eher nicht als „Immer-drauf“-Optiken zu verstehen. Weitwinkel kommen in der Regel dann zum Einsatz, wenn bei gegebenem Aufnahmeabstand Normalobjektive zu wenig aufs Bild bringen. Sie werden deshalb gern bei Architektur- und Innenaufnahmen, Reportagen, vor allem aber in der Landschaftsfotografie verwendet.

Typische Anwendungsfälle für Weitwinkel-Fotografie sind:
- Weit ausladende Landschaften wie Täler, Canyons, Alleen, horizontale Flussläufe
- Lang gestreckte Motive wie der nächtliche Sternenhimmel, Wasserfälle, Wolken, Bäume, Felsen, Flussläufe
- Kleinere Seen, die im Ganzen fotografiert werden sollen
- Spiegelungen
- Motive mit nahem Vordergrund, die eine hohe Tiefenschärfe benötigen
- Panoramen (gestitcht) und Pseudopanoramen (gecroppt)
- Menschen in der Landschaft
Der optimale Standort für Weitwinkel-Aufnahmen

Bei der Weitwinkel-Fotografie ist eine sorgfältige Auswahl des Standortes besonders wichtig. Das weite Sichtfeld verleitet dazu, viel auf ein Bild bringen zu wollen. Das ist einerseits verständlich, wenn man eine atemberaubende Kulisse am liebsten in voller Pracht und epischer Breite zeigen möchte. Allerdings birgt eine zu vollgepackte Aufnahme die Gefahr, dass sich der Betrachter in ihr verliert und sie chaotisch und unaufgeräumt wirkt. Du solltest dir daher eine Landschaft bzw. einen Ausschnitt daraus suchen, die nicht zu kleinteilig und/oder recht klar strukturiert ist. Empfehlenswert ist auch, dass du die Landschaft in Ebenen staffelst und auf einen fotogenen Vordergrund achtest.
Schritt für Schritt zu deiner perfekten Weitwinkel-Fotografie

SCHRITT 1 – Kamera und Weitwinkel-Objektiv auf Stativ
Montiere deine Kamera samt Weitwinkelobjektiv auf ein Stativ, um dein Bild präzise zu komponieren und längere Belichtungszeiten umsetzen zu können. Diese werden – je nach Lichtsituation – nötig, weil du aufgrund des nahen Vordergrunds stärker abblenden musst, um genügend Tiefenschärfe zu erreichen. Stelle vorsichtshalber den Bildstabilisator aus, wenn du dir nicht sicher bist, ob dieser erkennt, dass deine Kamera auf Stativ steht.
Schritt 2 – Richtige Perspektive finden
Weitwinkelobjektive stauchen bei Querformaten die Perspektive, während hochformatige Aufnahmen gestreckt wirken. Damit du alle bildwichtigen Elemente in einer Aufnahme unterbringst, musst du die Kamera auf dem Stativ richtig positionieren.
Wenn du deine Weitwinkel-Fotografie horizontal aufnehmen möchtest, ist meist eine tiefe, bodennahe Kameraposition (Froschperspektive) mit weit ausgeklappten Stativbeinen empfehlenswert. Bei vertikalen Motiven ist dagegen eine eher hohe Kameraposition ratsam. Fahre dafür dein Stativ aus und schwenke die Kamera anschließend leicht nach unten.

SCHRITT 3 – Komposition der Weitwinkel-Fotografie
Gib dir besonders viel Mühe bei der Bildkomposition und nutze bewusst interessante Landschaftselemente als Vordergrund. Das können zum Beispiel Pflanzen, Steine, Felsen, Baumstämme oder andere Objekte in deiner direkten Nähe sein.
Denke auch daran, dass durch den extremen Bildwinkel schnell ungewollte Teile deiner Füße oder des Stativs unten im Bild auftauchen können. Ebenso können über dir befindliche Äste oder Felsen schon mal in den oberen Bildrand hineinragen. Du solltest also bei der Komposition deiner Weitwinkel-Fotografie auch darauf besonders achten.

SCHRITT 4 – Passende Blende einstellen
Stelle die Blendenvorwahl (A/Av) oder Manuellen Modus ein und wähle eine mittlere Blende zwischen f/8 und f/14, um genügend Schärfentiefe zu erzielen. Je näher dein Vordergrund, desto mehr Schärfentiefe benötigst du. Blende aber nur so weit ab, wie unbedingt nötig, damit du keine unnötige Gesamtschärfe durch Beugungsunschärfe verschenkst.

SCHRITT 5 – Optimalen Schärfepunkt finden
Da dein Vordergrund sehr nah ist, brauchst du eine möglichst große Schärfentiefe, damit alles von vorn bis hinten scharf abgebildet wird. Setze deshalb den Schärfepunkt manuell auf die hyperfokale Distanz. Darunter versteht man den Abstand zu einem Objekt, bei dem ab diesem Punkt alles bis unendlich scharf abgebildet wird. Exakter reicht der Schärfentiefebereich von der halben hyperfokalen Distanz (Nahpunkt) bis unendlich (Fernpunkt). Der Vorteil von Weitwinkelobjektiven liegt darin, dass sie gegenüber anderen Brennweiten eine kürzere hyperfokale Distanz haben. So kannst du näher an dein Motiv herangehen, ohne dass der Vordergrund unscharf wird. Achte nur darauf, dass sich im Bildaufbau nichts befindet, was vor dem Nahpunkt liegt.
Den genauen Wert für deine Weitwinkel-Fotografie kannst du mit einer Smartphone-App wie HyperFocal oder PhotoPills berechnen. Achte darauf, dass du den Nahpunkt nicht unterschreitest, damit dein Vordergrund scharf bleibt. Im Zweifelsfall geh lieber ein bis zwei Schritte zurück. Schalte danach den Autofokus aus, um zu verhindern, dass sich der Fokus versehentlich noch einmal verschiebt.

SCHRITT 6 – Weitwinkel-Fotografie nachbearbeiten
Wenn dein Bild zu stark verzeichnet ist oder stürzende Linien aufweist, kannst du diese Effekte später in der Bildbearbeitung korrigieren. Nutze dafür zunächst die Objektivprofile deines Objektivs – zum Beispiel in Lightroom – und gegebenenfalls zusätzlich die Perspektivkorrektur.
Fazit: Weitwinkel-Fotografie – ein Werkzeug für epische Landschaftsbilder

Wie du gesehen hast, kannst du mit der Weitwinkel-Fotografie besonders eindrucksvolle und plastische Bilder aufnehmen und es ist auch gar nicht so schwer. Anbei noch einmal das Wichtigste in aller Kürze.
Und nun wünsche ich dir viel Spaß und fantastische Bildergebnisse mit der Weitwinkel-Fotografie. Ich hoffe, mit diesem ausführlichen Tutorial habe ich dir viele hilfreiche Tipps gegeben, wie du weite Landschaften dreidimensional und effektvoll in Szene setzen kannst.









